Schwere Erdbeben in Italien. Aber auch bei uns gibt es stark gefährdete Regionen. Ich erlebte eines der stärkste Erdbeben in Deutschland – und so schützen Sie sich.
Erdbeben sind schreckliche Naturkatastrophen. Sie kommen unangekündigt und oft in der Nacht oder am frühen Morgen.
Ich hatte Angst!
Ich weiß, von was ich rede, denn ich lebe in einem Erdbebengebiet auf der südwestlichen Schwäbischen Alb. Ganz gut kann ich mich noch an den 3. September 1978 erinnern. Damals war ich 15 Jahre alt. Es war ein Sonntag. Um 6 Uhr morgens bebte die Erde so stark, wie ich es noch nie erlebt hatte.
Ich lag noch im Bett, als ein lauter Donnerschlag mich jäh aus meinen Träumen riss. 20 Sekunden lang rumpelte und schüttelte es so kräftig, dass ich auf der Matratze hin und her geworfen wurde. Die Schubladen meines Schreibtisches gingen auf. Auch die Kleiderschranktür öffnete sich. Putz rieselte von der Decke. Lautes Krachen um mich herum. Möbel und Regale wackelten. Die Fensterscheiben klirrten. Ich würde lügen, wenn ich nicht zugeben würde, dass ich in diesem Moment Angst verspürte.
Ich hatte als Kind schon einige Beben erlebt und deshalb wusste ich gleich, was die Ursache für das Alles war. Wie in der Schule gelernt sprang ich daher aus dem Bett und stellte mich gleich unter den Türrahmen. Meine Eltern und mein Bruder, die ebenfalls an den Zimmereingängen standen, taten dasselbe. Als das Beben abklang atmeten wir erst einmal tief durch.
Erdbeben waren für uns normal. Denn wir wohnten in Tailfingen, einem der gefährlichsten Erdbebengebiete Deutschlands auf der Schwäbischen Alb. Hier war es auch in der Vergangenheit immer wieder zu Beben gekommen.
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Überall Trümmer und Gasalarm
Auf der Straße standen Menschen, oft nur im Schlafanzug und sahen ratlos umher. Teilweise waren Dächer abgedeckt. Zersplitterte Ziegel lagen in den Gärten oder auf den Gehwegen. Manch ein Schornstein war heruntergestürzt.
Das Dach des Hauses meines Großvaters war fast komplett abgedeckt worden. Wir fuhren hin, um zu helfen. Glücklicherweise war das Gebäude eingerüstet, weil es neu renoviert werden sollte. So konnten wir die Dachziegel wieder an Ort und Stelle schaffen. Doch als wir auf dem Gerüst standen, bebte die Erde wieder. Es war 11 Uhr und das Nachbeben war ziemlich stark. Gott sei Dank ist niemand etwas passiert.
Auf dem Weg zurück war die ganze Stadt abgeriegelt. Gasalarm! Niemand durfte mehr nach Hause. Doch wir kannten einen Schleichweg durch den Wald.
An diesem denkwürdigen Tag kamen viele schaulustige Touristen in meine Heimatstadt. Ein Mann wurde getötet, weil er bei einem Nachbeben (von denen es übrigens noch sehr viele gab) aus lauter Neugier in einem abbruchreifen Haus herum ging und von herabstürzenden Teilen erschlagen wurde.
Beben können jederzeit wiederkommen
Doch vergessen werde ich dieses Beben mein Leben lang nicht, obwohl es eines von vielen ist, das ich erlebt habe.
Später wurde die Stärke des Erdbebens mit 5,7 auf der Richterskala angegeben. Zum Vergleich: Die Beben in Italien hatten eine Stärke von 6,1. Die Erschütterungen waren im Umkreis von 400 Kilometern noch deutlich zu spüren. Es war das zeitstärkste Erdbeben in diesem Gebiet seit 100 Jahren.
Die Folgen: Manche Menschen hatten während des Bebens Schwierigkeiten, stehen zu bleiben. Möbel wurden verrückt und Gegenstände aus den Regalen geworfen. Viele Häuser wiesen große Risse in den Wänden auf. Einige gut gebaute, normale Gebäude zeigten ernsthafte Versagensschäden von Wänden. Schwache, ältere Gebäude drohten einstürzen. Putz und Schornsteinteile brachen ab.
Der Sachschaden an den Gebäuden betrug 275 Millionen Mark – für damalige Verhältnisse eine gigantische Summe. Heute würden wir von Milliardenschäden sprechen. Ein Beben kann jederzeit wiederkommen, auch jetzt, während ich diese Zeilen schreibe.
Was Sie im Notfall tun können
Noch ein paar Tipps zum Verhalten während eines Erdbebens:
• Nehmen Sie einen sicheren Platz ein. Das sind Plätze in der Nähe von tragenden Wänden, unter Türstöcken oder auch unter einem stabilen Tisch (als Schutz vor herabfallenden Deckenteilen).
• Meiden Sie die Nähe von Fenstern.
• Laufen Sie nicht ins Freie.
• Halten Sie einen Sicherheitsabstand zu Gebäuden und elektrischen Freileitungen, wenn Sie draußen sind. So werden Sie nicht durch herabfallende Bauteile gefährdet.
• In engen Straßen, wie sie z. B. in Stadtzentren vorkommen, suchen Sie am besten den nächsten Hauseingang auf.
Quelle Foto:
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Dieser Artikel erschien zuerst in „Sichere Zukunft“ (Gevestor-Verlag)